Die Weschnitz ist ein 60 km langes Gewässer, dessen Quelle in Grasellenbach im Odenwald liegt.
Sie fließt zunächst ein kleines Stück bis zur Ortschaft Weschnitz nach Norden, wendet dann nach Westen, fließt über Fürth, Rimbach,
Mörlenbach, Birkenau nach Weinheim, wo sie nicht nur Hessen, sondern auch den Odenwald verlässt und in die Oberrheinische
Tiefebene eintritt. Hier teilt sie sich in zwei Arme auf, die Alte Weschnitz und die Neue Weschnitz und bildet so die etwa 10 Kilometer
lange Weschnitzinsel. Nach Weinheim kehrt sie zurück nach Hessen. Hier wurden diese zwei Läufe 2017 im Rahmen einer Gewässerrenaturierung vereint. Sie passiert
Lorsch, Einhausen und Biblis, wo sie in den Rhein mündet.
Die Weschnitz und deren Nebengewässer im hessischen Bereich liegen in der Obhut des Gewässerverbandes Bergstraße. Der Hochwasserschutz wird durch eine vielzahl kleinerer dezentraler Hochwasserrückhaltebecken im Oberlauf wahrgenommen, die, mit Ausnahme der HRBn Rimbach-Fahrenbach und Fürth-Steinbach in den 1960-Jahren entstanden. Im Unterlauf, die Grenze zu Baden-Württemberg überschneidend, liegt eine riesige Fläche, die dem Naturschutz dient und im Hochwasserfall geflutet wird (HRB Lorsch). Auch der Rhein profitiert davon.
Nach schweren Hochwasserereignissen an der Weschnitz wie hier 1955 wurden die Hochwasserrückhaltebecken in Angriff genommen
Die Hochwasserrückhaltebecken Fürth-Krumbach (an der Weschnitz), Fürth-Ellenbach (am Schlierbach), Fürth-Lörzenbach (am Lörzenbach), Rimbach (am Waldbach) und Mörlenbach (am Mörlenbach) sind ähnlich konstruiert und wurden in den 1960er Jahren gebaut
Das HRB Lorsch erstreckt sich zwischen den beiden (ehemaligen) Weschnitzläufen bis zur Stadtgrenze von Weinheim. Insgesamt können ca. 3,6 Mio m3 Wasser gespeichert werden. Der Beckenbereich- die "Weschnitzinsel von Lorsch" ist Naturschutzgebiet. Aufgewertet wurde dieses Gebiet durch die zusammenlegung der beiden Weschnitzläufe 2017.
Historische Schmalfilmaufnahmen vom Bau des Hochwasser-rückhaltebeckens an der Weschnitz zwischen Lorsch und Heppenheim 1962, bei Weitem das größte Becken des
Gewässerverbandes Bergstraße.
Weitere Aufnahmen zeigen das eingestaute Becken beim Hochwasser 1995 aus der Luft.
Auf den alten Aufnahmen sind u.a. zu sehen:
Dr. Lommel, Landrat, Herr Hartnagel, stellv. Landrat u. Bgm. von Einhausen, Herr Baudirektor Alfred Friedrich vom Regierungspräsidium, Herr Dipl. Ing. Wilfried Müller und Herr Baudirektor
Georg Migge vom Wasserwirtschaftsamt, Herr Hackel (Weschnitzverband).
Renaturierung in der Weschnitzinsel von Lorsch 2017, als die zwei Weschnitzläufe zusammengelegt wurden.
Neben den hier vorgestellten technischen Hochwasserschutzmaßnahmen gibt es noch weitere Instrumente zum vorsorgenden Hochwasserschutz für das Einzugsgebiet der Weschnitz, die hier nur kurz angesprochen werden sollen:
Die Ausweisung der Überschwemmungsgebiete verhindert die Bebauung der Gewässerauen, damit das Hochwasser sich zunächst in der Fläche schadlos ausbreiten kann und
damit das Schadenspotential nicht erhöht wird.
Die "Hochwasserrisikomanagementpläne" enthalten viele Informationen zur Ausdehnung von Hochwasserereignissen (auch über die oben genannten Überschwemmungsgebiete
hinaus) und zum Objektschutz.
Weitergehende Infos gibts hier:
-> Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie: Hochwasser
-> Regierungspräsidium Darmstadt: Technischer
Hochwasserschutz
Duch technische Hochwasserschutzmaßnahmen und geeignetes Flächenmanagement wird die Hochwasserwahrscheinlichkeit und das Schadenspotential verringert. Aber klar ist
auch:
Einen absoluten Hochwasserschutz gibt es nicht. Denn es sind immer Ereignisse möglich, die das Fassungsvermögen der Becken überschreiten. Trotz aller Sorgfalt und Überwachung ist auch nicht ganz
auszuschließen, dass die Dämme der Becken und auch die Deiche (die parallel zum Gewässer liegen) im Extremfall aufweichen und unterspült werden können und der Schutz dann nicht mehr gegeben
ist.
Die durch den Klimawandel immer mehr in den Fokus rückenden regional begrenzten Starkregen sind unberechenbar und führen auch außerhalb der
Gewässerauen und in Ortslagen zu Hochwasser. Auch höher liegende Bereiche können betroffen sein, auch durch Hangrutschungen bei wassergesättigten Böden.
Vollständigkeitshalber sei noch erwähnt, dass auch überlastete oder verlegte Kanalsysteme Hochwasser "erzeugen" können.
Es wird oft gefragt: Wäre eine Katastrophe wie im Kreis Ahrweiler auch hier möglich?
Im Prinzip schon. Die heftigen Überschwemmungen resultierten nicht aus regional begrenzten Starkregenereignissen- die oft genannt werden- sondern aus einem großräumigen, stärkeren Dauerregen
infolge eines festsitzenden Tiefdruckgebietes. Das gesamte Einzugsgebiet wurde ca. 15 h überregnet mit bis zu 150
mm/m2 (15 l/m2).
Die maximale Stundenintensität erreichte 33 mm.
Dazu kam, dass der Boden durch die schon nasse Witterung davor vollkommen wassergesättigt war und kein Wasser mehr aufnehmen konnte. Das Wasser lief ab wie auf einer befestigten Fläche. So kamen
die Wassermassen zusammen.
Die besondere Topographie im Ahrtal war der Grund für die Wucht des Hochwassers: Ein tiefeingeschnittenes Tal mit relativ großem Gefälle, eng bebaut mit einem großen Schadenspotential. Das Wasser
hat wenig Platz.
Auch über dem Odenwald (und sonstwo) könnte sich ein solches Tief festsetzen mit einem entsprechenden Niederschlag. Die Hochwasserschutzanlagen würden überlaufen und hätten keine Wirkung mehr
(sie sind so gebaut, dass sie jedoch nicht brechen würden). Die Täler sind im Odenwald aber nicht so steil. Die vielen vorhandenen Auenbereiche geben dem Gewässer Platz, so dass Wasserhöhen und
Strömungen wie im Ahrtal nicht zu erwarten sind. Auch sind
die Gewässerauen weniger dicht bebaut und das Schadenspotential ist somit geringer. In den Unterläufen kann sich das Wasser in die Fläche ausbreiten.
Trotzdem: Auch hier
würden Keller volllaufen, Menschen könnten in diesen eingeschlossen werden, die Gefahr durch Stromschläge ist vorhanden, Tiefgaragen laufen voll.
Die Vorwarnzeiten sind besonders in den Oberläufen sehr kurz.